Notrufe sind eine wichtige Funktionalität des öffentlichen Telefonnetzes. Sie werden abgesetzt, um Gefahren für Leib und Leben, sowie Umwelt und Vermögen abzuwehren. In Notsituationen ist das rasche Eintreffen von Einsatzkräften essenziell, daher muss ein Notruf unmittelbar zur zuständigen Notrufzentrale verbunden werden. Alleine bei der Wiener Polizei werden täglich 3.000 bis 4.000 Notrufe entgegengenommen – abgesetzt von Festnetztelefonen, Mobiltelefonen und Internettelefonen.
Das „Handbuch Notruf” befasst sich vorrangig mit jenen Notrufen, die über Voice over IP (VoIP), also über das Internet, abgesetzt werden, da diese derzeit oft nicht adäquat behandelt werden. Daher werden die Standardisierungsarbeiten der Internet Engineering Task Force (IETF) zur Verbesserung der Situation der Notrufe via VoIP vorgestellt und in einem Praxiskapitel vertieft. Das Handbuch richtet sich an Betreiber von Notrufzentralen, VoIP-Dienstebetreiber, Netzbetreiber, Hersteller von VoIP-Telefonen und Software sowie an Vertreter der Regulierungsbehörden bis hin zum interessierten Anwender, der mit Hilfe des Praxiskapitels verschiedene Szenarien ausprobieren möchte.
Es ist noch anzumerken, dass derzeit die Arbeit an der Architektur der Notrufe via VoIP noch nicht abgeschlossen ist und daher noch nicht alle relevanten Standards fixiert sind. Dadurch können eventuell Abweichungen zwischen den finalen Standards und den Erläuterungen in dieser Version des Handbuches auftreten.
Überblick
Kapitel 2 gibt einen grundlegenden Überblick über Notrufe, Anforderungen an die Notrufinfrastruktur sowie die derzeitige Abwicklung der Notrufe im Festnetz und Mobilfunk in Österreich.
Kapitel 3 beschreibt die rechtliche Ausgangssituation in Österreich und welche Gesetze, Verordnungen und Empfehlungen eine Rolle spielen.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der von der IETF für VoIP basierte Notrufe ausgearbeiteten Architektur. Die unterschiedlichen Teile der Architektur sowie die Konzepte der IETF, die für einen VoIP-Notruf benötigt werden, sind in den entsprechenden Abschnitten erläutert.
Kapitel 5 ist der für einen Notruf wesentlichsten Information gewidmet: dem Standort des Anrufers. Standortbestimmung und Standortkonfiguration mithilfe von unterschiedlichen Protokollen ist der Hauptinhalt dieses Kapitels.
Kapitel 6 befasst sich mit der Frage, wie die Verteilung der Aufgaben in der IETF-Notrufarchitektur aussehen könnte und welche offenen Punkte es dabei noch gibt.
Kapitel 7 ist das Praxiskapitel dieses Handbuches. Neben der Vorstellung von bereits existierenden Werkzeugen für VoIP-Notrufe sind konkrete Praxisanleitungen enthalten. Damit können die in den vorangestellten Kapiteln erläuterten Vorgänge und Protokolle praktisch erprobt werden.
Kapitel 8 beschäftigt sich mit dem wichtigen Thema Sicherheit.
Kapitel 9 setzt sich mit der IETF-Notrufarchitektur kritisch auseinander und zeigt neben offenen Punkten auch mögliche Implementierungshindernisse auf.
Kapitel 10 beschreibt die Aktivitäten, die von nic.at zum Thema VoIP-Notrufe gesetzt wurden.
Kapitel 11 schließt das Handbuch mit einer Zusammenfassung und einem kurzen Ausblick.